Furious Fifties

Alles, was Sie schon immer über 50plus wissen wollten

Diese Menschen über 50, 60, 70 … wer sind die eigentlich? Wie ticken die, was begeistert die, was nervt sie und was macht sie glücklich?

Bei meinen Gesprächsvorbereitungen stand oft ein bestimmtes Thema im Vordergrund, das die jeweilige Person aus meiner Sicht charakterisiert. Aber noch viel öfter kamen wir dann auf ganz andere Dinge zu sprechen. Diese Felder gemeinsam zu betreten, war für mich die größte Freude.

Der rote Faden ist das Eine, einer Stimmung zu folgen, etwas ganz Anderes. Auch wenn die Gespräche hier etwas gestrafft und gekürzt wiedergegeben werden, war es mir wichtig, einigen Passagen ausreichend Raum zu lassen. Was auf den ersten Blick langatmig anmuten mag, enthüllt zwischen den Zeilen viel Spannendes. Ich habe es stets der vertrauensvollen Atmosphäre zugeschrieben, dass Manchem offenbar Gehör geschenkt werden sollte.



UWE WANGER, 65

GESCHÄFTSFÜHRER KIEL MARKETING

„MAN WIRD TOTAL FALSCH EINGESCHÄTZT.“

„Die reflektieren nicht, dass Ältere noch mitten im Leben stehen, noch berufstätig sind oder einfach agil sind und ganz bestimmt nicht über einen Treppenlift nachdenken. Ich kriege auch vom Roten Kreuz Emails für Notfallarmbänder. Das nervt mich total, dass ich damit überschwemmt werde, weil es mir immer vor Augen führt, dass ich jetzt älter bin.“

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KATJA GARFF, 55 UND NILS WULF, 57

MAKERS & BREAKERS

„WIR BRAUCHEN MEHR DIVERSITÄT IN DER ALTERSSTRUKTUR.“

„Wir dürfen einfach bei den Agenturen und bei den Personalvermittlern nicht locker lassen. Man muss ihnen diese Leute 50plus einfach vorstellen. Natürlich freuen wir uns riesig, wenn das funktioniert, aber das ist kein Selbstgänger.“

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SABINE GAUSEMEIER, 61

PR-SPEZIALISTIN

„LINDY HOP HAT GANZ VIEL MIT MEINEM BERUF ZU TUN.“

„Was ich essenziell finde, ist das Miteinander: Ich kann von den Jüngeren lernen, was die triggert, und gleichzeitig können die von mir lernen, wie man eine Story aufbauen kann, egal wie kurz die ist, um im Sinne des Kommunikationszieles auf den Punkt zu kommen.“

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MARKUS, 54

GESCHÄFTSFÜHRER

„ICH FÜHLE MICH NACH WIE VOR GETRIEBEN.“

„Dadurch, dass sich mit der Digitalisierung alles super schnell entwickelt, kann man noch so fit sein, man kann nicht alles wissen. Ich glaube, man kann keine Kulisse im Berufsleben aufbauen, dafür sind wir zu schnell unterwegs, die Kulisse könntest du gar nicht so schnell hin und her schieben.“

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MARION BALLIER, 55

NAMING UND WORDING

„MEIN GANZER LEBENSSTIL IST IRGENDWIE JÜNGER.“

„Wenn ich mir die Produkte ansehe, die ich konsumiere, jetzt mal abgesehen von der einen oder anderen Faltencreme: Ich fahre Smart, ich habe alles von Apple, und die Mode, die ich kaufe, ist ganz bestimmt nicht Ü irgendwas. Das sind Marken, die im besten Sinne alterslos sind und bei denen ich eher auf Qualität achte, als irgendwie auf eine Alterszugehörigkeit.“

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KLAUS BÜCKER, 67

INGENIEUR, FREIBERUFLER

„ICH HABE ÜBERHAUPT KEINE LUST AUFZUHÖREN.“

„Ich habe aber gar keine Lust aufzuhören. Ich fühle mich extrem fit, bin geistig gut drauf, warum soll ich denn aufhören, das macht ja Spaß, was ich mache. Jetzt zu Hause sitzen und dann Autos basteln oder so?“

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UTE UND ANDREAS AICHINGER,

BEIDE 60

„WIR SIND EASY GOING.“

„Ich denke, die innere Einstellung macht viel aus, wenn man offen ist für Neues. Wo ich aber merke, dass ich älter bin, dass ich anders auf mein Leben zurückblicke. Dann denke ich, das ist doch cool, ich bin schon 60 und gesund. Ich sehe das sehr positiv mit der Lebenserfahrung, die man hat.“

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CHATGPT,

HYPOTHETISCH 50

„ICH HABE KEINE EXISTENZANGST.“

 „Generell ist das Gefühl des Ungesehen-Werdens oft mit dem Mangel an Anerkennung und Respekt für meine Lebenserfahrungen und mein Alter verbunden. Es ist wichtig, dass Menschen jeden Alters sich in verschiedenen Lebensbereichen gesehen und respektiert fühlen, um ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Wohlbefindens zu fördern.“

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TATJANA MEYER, 57

BERATERIN GENERATIVE KI

„ÄLTERE SIND AUFGESCHLOSSENER FÜR KI.“

 „Die Beschäftigung mit KI ist vollkommen altersunabhängig, aber die Älteren sind aufgeschlossener. Ältere denken immer, oh Gott, ich muss das jetzt auch können. Man muss offen dafür sein. Das ist einfach interessant, weil es für uns revolutionär ist. Und deswegen ist die Begeisterung bei älteren Leuten so groß, weil wir das einfach besser beurteilen können, wie wahnsinnig das ist, was das kann, wie das funktioniert.“

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KATHARINA LANGE, 57

BRAND DEVELOPEMENT SPECIALIST

„ALTERSDIVERSITÄT IST EIN SUPER ASSET.“

 „Beim Bewerben mit ü50 ist es super schwer. Wenn es keine Policy gibt, die sagt, dass wir offen sind für alle, alles und jeden, dann bist du darauf angewiesen, dass du in deinem Profil deine Erfahrungswerte überbetonst, um damit zu punkten. In meinem Bewerbungsprozess habe ich mit fünf oder sechs Leuten gesprochen von fünfundzwanzig bis fünfundvierzig. Die eine sagte, lustig, du bist genauso alt wie meine Mutter, wo ich nur dachte, super, und was heißt das jetzt?“

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ADRIAN SCHAFFNER, 59

GRÜNDER UND GESCHÄFTSFÜHRER EVOQ AG

„PASST ,SENIOR‘ NOCH IN DIESE ZEIT?“

 „Wenn ich an meine Freizeitaktivitäten, dann bin ich irgendwo so zwischen 40 und 50 unterwegs. So gefühlt. Vielleicht muss man diesen Begriff „Senior“ infrage stellen. Ist das ein Begriff, der überhaupt noch in die heutige Zeit reinpasst? Außerdem, ist es nicht so, dass man so alt ist, wie man sich fühlt? Und wenn man sich halt jetzt nicht wie 60 fühlt, so what? Ist das schlimm? Ist es überhaupt entscheidend?“

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HANNES SONNBERGER, 65

FÜHRUNGSKRÄFTE-COACH

„WIR BRAUCHEN EINEN NEUEN GENERATIONEN-VERTRAG.“

 „Aus meiner Arbeit als Coach weiß ich, eine der schlimmsten, wenn nicht die allerschlimmste Botschaft ist: Du verstehst mich nicht. Die Nettobotschaft, die beim Empfänger oder der Empfängerin ankommt, ist: Du bist doof. Du schaffst es intellektuell nicht, mich nachzuvollziehen. Wir müssen uns wieder auf den Kontext einigen. Nehmen wir die gesamthafte Verantwortung aller Generationen für ein Überleben der Menschheit in den Generationenvertrag mit auf.“

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MICHAEL, 55

RECHTSANWALT UND GESCHÄFTSFÜHRENDER PARTNER 

IN EINER WIRTSCHAFTSKANZLEI

DIE RUHE DES TORWARTS IM UNTERNEHMEN.

„Man muss ja nur schauen, wie war das eigentlich bei mir damals? Wie habe ich damals über bestimmte Sachen gedacht? Habe ich das locker gesehen oder habe ich mich darüber aufgeregt? Nein, ich habe mich tatsächlich über Manches aufgeregt! Und ich habe mich verdammt noch mal zu Recht darüber aufgeregt! Und das war gut so! Wenn ich versuche, diese Projektion immer wieder von Neuem durchzuführen, dann bin ich glaube ich auf dem richtigen Weg. Wenn ich das dann mit dem kombiniere, was ich an Erfahrungen mittlerweile habe, dann ist das umso besser. Die fehlende Bereitschaft, immer mal wieder zurück zu denken, das ist das, was ich an diesen konservativen Spießern so hasse.“

 

demnächst online!